Na wenn ich dachte, nach dem letzten Abschnitt hätten wir die Seuche schon erlebt, Irrtum, es gibt immer noch eine Steigerung.

Den Starkwind hatten wir in Imuijden ausgesessen und weiter am Schiff geschraubt, Schäden repariert und Wasser aus dem Schiff geschafft. Das Wetterfenster sagte schwache SW-lichte Winde voraus. Unser Termin weiter West zu machen.

Ließ sich auch alles gut an. Schwach windig, sodass wir unter Maschine liefen. Beim Setzen des Groß bemerkte ich eine zu helle Stelle im Segel. Die Inspektion zeigte, dass sich das Laminat unter dem Tafetta gelöst hatte. Genau über dem zweiten Reff. Das war wohl auf dem letzten Abschnitt zu viel. Kleben und tapen hilft da nicht wirklich weiter. Aber, es war ja Sachwachwind angesagt.

 

In der Nacht legt es dann aber kräftig zu. Wieder voll auf die Nase bis 6 Bft. Über Stunden ging es nur mit 1.8 Knoten voran. Dann aber fast ohne Welle. Zeigte das Speedo 8 Knoten donnerte das Schiff immer wieder in die steilen Wellen. Ebbstrom gegen Wind. Dazu volles Programm am Funk. Fähren Lotsen, Frachter und wir mitten drin. Der Lotsenversetzer fand das nicht so lustig. Es gab einen vollen Ansch… . Ging trotzdem alles. Gefühlt sind solche Situationen immer nachts.

Der Sockel der Dreifarbenlaterne war gebrochen und die Lampe schleuderte am Kabel wild im Top. Der Autopilot stellte auch die Mitarbeit ein und drehte leer.

Gegen Morgen waren wir raus aus dem Getümmel. Die paar Fähren vor Calais waren da doch Peanuts.

Nur das Segeln wollte nicht so recht. Beim Ausrollen derer Genua waren im Kopf zwei offene Nähte zu sehen. Die hatten wir wohl in derer Nacht unbemerkt eingerollt.

Insgesamt sehen die Segel wohl besser aus, als sie dem Gewalten Stand halten. Jetzt schon zum dritten Mal zum Segelmacher.

Ab Boulogne ging es für mich allein weiter. Der Hafen hat einen Tidenhub von 8m. Bei Ebbe kann man die Muschelbänke von unten besichtigen. Dafür ist der Anstieg auf die Mole wie seinerzeit bei Edmund Hillary, steil, sehr steil. Auf dem Rückweg heißt die Devise, bloß nicht beschleunigen. Jeder, der einem bei Auf- und Abstieg begegnet kommentiert das. Das ist wie beim Wandern im Bayrischen Wald, „Grüß Gott“.

Erst mittags ging es mit der Tide an die Tanke. War zwingend nötig, da weiter Schwachwind angesagt war.

Der traf jetzt aber auch ein.

24h bin ich nach Cherbourg motort.

Dreimal hatte mich der Flutstrom im Griff. Da pendelte der SOG zwischen 1,5 und knapp 2 Knoten. An den Tonnen sah es aus, als ob sie führen und nicht ich. Das Wasser bildete wilde Strudel und Quelltöpfe. Schon spannend.

In Cherbourg dann  die Segel ab und mal wieder zum  Segelmacher. Die Segellaterne hat einen neuen Fuß. Jetzt müssen „nur noch“ im Mastkopf  Löcher gebohrt, Gewinde geschnitten und das Kabel wieder angelötet werden. 

Wenn sonst nichts ist.