Die neue Crew ist da. Der Weg führt über beschauliche Ankerplätze die Chesapeake Bay hoch bis nach Annapolis. Annapolis selbst ist das Mekka des Segelns in der Bay. Jede Menge Marinas und Betriebe um den Wassersport. Gleichzeitig großes Navy Ausbildungszentrum und drum herum ausgesprochen beschaulich. Gleich schulklassenweise empfangen ältere Herrschaften in historischer Kleidung Kinder und Jugendliche am Hafen und beginnen ihren Geschichtsunterricht vor Ort.

Für uns stand aber nicht Annapolis im Vordergrund, sondern der Tagesausflug zu Land nach Washington. Einmal vom Capitol, über das Weißer Haus, bis zum Lincoln Memorial. Das volle touristische Programm für einen Tag. Es gibt mehr Museen und Sehenswürdigkeiten, als so zu schaffen sind. Aber auch ein Parforceritt durch amerikanische Historie, Geschichts- und Demokratieverständnis, bei einer Führung durch das Capitol.

In der Chesapeake Bay ging es weiter nach Norden bis vor den Delaware Kanal. Glücklicherweise sind die zu passierenden Brücken auf den 19sm so hoch, dass die besorgten Blicke zum Masttopp überflüssig sind. Bietet die Chesapeake Bay mit der Vielzahl ihrer einmündenden Flüsse jede Menge Ankermöglichkeiten hinter Inseln und in Buchten, so ändert sich das Landschaftsbild in der Delaware Bucht gänzlich. Nach der Kanaleinmündung fächert sich die Bucht breit auf. Bis auf die Hauptfahrrinne für die Berufsschifffahrt zu den umliegenden Industrieanlagen, ist es sehr flach; bis hinein in die Flussmündungen.

Geschützte Ankerplätze Fehlanzeige. Letztlich haben wir hinter einem Leitdamm, in Sichtweite eines Atomkraftwerkes, Schutz vor dem Nordwind gefunden. Das ablaufende Wasser des nächsten Tages beschleunigte uns unter Segeln so sehr, dass es bis Cape May reichte.

Spätestens ab hier ist der ICW für uns keine Alternative mehr, um bis nach New York zu kommen. Die Brücken zu niedrig, die Wassertiefe zu gering. Also, durch die Nacht bis Sandy Hook in Sicht kommt und damit die Einfahrt nach New York. Hier treffen gleich drei Verkehrstrennungsgebiete aufeinander und schlängeln sich gemeinsam unter der Verrazano-Narrows Bridge in den Hafen von New York. Heftige Regenschauer mit Blitz und Donner begleiteten uns bis zur Einfahrt. Aus dem regnerischen Dunst tauchte im Morgengrauen erst die Freiheitsstatue und später die Konturen von Manhattan auf. Alle waren an Deck, um den Moment zu dokumentieren. Ob als Foto, Selfie oder Film.

Gleich hinter Ellis Eiland, gegenüber von Manhattan, wurde in der Liberty Landing Marina festgemacht. Es fehlte nur noch der Kniff, um noch einmal zu realisieren, dass man vor dieser Kulisse lag. Den Kniff brachten dann die Herren von der Coast Guard, die uns wohl schon vorher auf dem Schirm hatten. Denn noch während wir die Leinen festmachten, kam ihr Patrouillenboot vollkant auf uns zu und eine Inspektion wurde angesagt. Noch vom Boot herab wurde nach Waffen an Bord gefragt. Pässe, Schiffspapiere und Shipping Licence wurden auf dem Steg kontrolliert und notiert. An Bord wollte niemand. Alles aber sehr entspannt. Positiv an der Aktion war letztlich, dass uns damit der obligatorische Gang zum Zoll erspart blieb. Das machte der Chef der Truppe auf Nachfrage telefonisch bei Customs klar. Ich hatte den Eindruck, es machte ihm Spaß, den Zolljungs ein bisschen zu erzählen, wie überflüssig sie waren.

Frühstück, ein Kurzschlaf, unter die Dusche und ab mit der Fähre hinüber ins Geschehen, in den Finanzdistrikt. Vom Fähranleger fällt man gleich in das 9/11 Memorial mit seinen zwei Wasserbecken. Daneben das neue World Trade Center. Erstaunlich, wie gering dann doch die Fundamentgröße der beiden Tower war. Beeindruckend und gleichzeitig beklemmend die Anlage der beiden Wasserbecken in Grundrissgröße mit den Namen der Opfer am Rand, wenn man dazu noch die Bilder im Kopf hat.

Am ersten Tag reichte es noch für einen Blick in die Wallstreet, zum Weltfinanztempel.

Vom ersten Eindruck schon voll ging es zurück aufs Schiff. Nicht ohne in der Nacht noch einmal an den Hudson zu gehen, um das gegenüberliegende Panorama aufzunehmen.