Gut einen Monat hat die seglerische Pause zwischen meine Rückkehr nach Belfast und der Ankunft neuer Mitsegler gedauert. Das Schiff hat davon die meiste Zeit vor dem Hafen vor Anker gelegen. Genutzt habe ich die Zeit, um all die großen und vielen kleine Reparaturen durchzuführe, die einfach unterwegs anfallen und nicht gleich in Angriff genommen werden können, wenn das Schiff dauerhaft bewegt wird.

 Der dickste Brocken war dabei der Generator. Es galt herauszubekommen, warum der Motor läuft, aber der Dynamo keine Spannung erzeugt. Ausgemessen lag es an einem Wicklungsschluss. Um das evtl. reparieren zu lassen, musste das über 100 kg schwere Teil aus der Backskiste. Allein kein einfaches Unterfangen. Mal abgesehen von der Enge in der Backskiste und dem sich Hinaus- und wieder Hineinwinden, wenn mal wieder das benötigte Werkzeugteil noch draußen lag, musste die Maschine von den Lagern herunter und unter die Kistenöffnung verfrachtet werden, um überhaupt eine Chance zu haben, sie heraus zu bekommen. Ein Kraftakt. Erst nachdem einige Anbauteile ab waren, passte sie durch die Öffnung. Mit einer kleinen Krankonstruktion und eine Talje ließ sich das bewerkstelligen.

Schon bei der Demontage des Dynamos vom Motorteil kam ich der Ursache des Fehlers auf die Spur. Der Voreigner hatte zum Schiffsverkauf einen neuen Motor installieren lassen. Die Verbindung Motor  Dynamo wird über vier Bolzen hergestellt. Zwei im oberen, zwei im unteren Teil des Dynamos. An die unteren beiden kommt man nur im ausgebauten Zustand heran. Die Mühe wollte sich der Monteur wohl nicht machen und hat sie einfach weggelassen. Im Betrieb, unter den Vibrationen, lockerten sich die beiden oberen Muttern immer wieder, was zu den schon früher beschriebenen Problemen mit dem Anlasser führte. Jetzt, im getrennten Zustand, konnte man die Folgen an Rotor und Stator sehen. Der vom Motor angetriebene Rotor lief im Statorteil wegen der mangelnden Fixierung unrund. Dabei hat der Rotor die Blechpackungen im Statorteil nach und nach verschoben. Das ging so lange gut, bis eins der verschobenen Bleche die Isolierung der Kupferwicklungen durchschlagen hat und den Schluss herstellte. Aus mit Strom. Der Versuch die Bleche im Stator zurückzuklopfen scheiterte. Für einen neuen Generatorteil wollte Fischer Panda USA über 4000,-$. Zu teuer.

Jetzt liegt der Motor verstaut in einer Backskiste und der Dynamo wanderte zum Schrotthändler. Die Alternative ist ein baugleicher, gebrauchter Generator, dem mir ein amerikanischer Eigner einer First 47.7 in Charleston angeboten hatte. Er hat das europäische Schiff von 50 Hz auf amerikanische 60 Hz umgebaut und den europäischen Generator jetzt in der Werkstatt stehen. Auf dem Weg Richtung Süden war Charleston sowieso wieder eine Station. Das sollte passen. Bis dahin tut es der Stirling Regler an der Lichtmaschine.

Parallel zum Kampf mit dem Generator, lief die Aktion Radar. Der reparierte Scanner war inzwischen wieder in der Werft eingetroffen und wurde mir morgens mit dem Ausruf: „Good morning, Pony Express“, vom Werftschlauchboot an den Ankerplatz gebracht. Leider lief die Kiste trotz Reparatur nicht. Das Gerät erkannte weiterhin keinen Scanner. Freundlicherweise durfte ich den Scanner auf einem Werftschiff ausprobieren. Dort lief er, was er vorher nicht getan hatte. Also daran konnte es jetzt nicht mehr liegen. Zusätzlich doch noch ein Kabelbruch? Die Werft bestellte mir alle nötigen Kabel zum Ausprobieren. Eins war es dann. Die anderen gingen zurück. Leider passt auch das neue Kabel nicht mit dem Stecker durch die Rohre am Steuerstand zum Kartenplotter. Abschneiden, durchführen und dann ab mit dem Lötzeug mal wieder in die Backskiste. Der Erfolg lohnt die Mühe. Es gibt wieder Echos auf dem Plotter. Der Abend bescherte als Belohnung einen Lobster.

 

Nach dem Kraftakt mit dem Generator stand eine Deckssanierung an. In den bisherigen 15 Jahren sind diverse Millimeter des Teakdecks abgetragen worden. Die Gummidichtungen standen über dem Holz und jeder Schritt walkte sie weiter aus dem Deck. Die einschlägige Literatur warnt davor das Deck zu schleifen, da es dadurch noch weiter an Substanz verliert. Es bleibt, die überstehenden Gummis auf Decksniveau abzuschneiden. Das geht mit einem Messer aus der Bodenverlegung der Firma Mozart ganz einfach.

Am besten mit einem nassen Deck, da dann weniger die Gefahr besteht Holz mit abzutragen. Erstaunlich welch ein Haufen Gummistreifen sich ansammelt. Anschließend kommt ein speziell geschliffener Teakhaken zum Einsatz. Mit dem holt man die Gummistreifen aus dem Holz. Ich habe das, wegen der zur Verfügung stehenden Zeit, nur partiell an den Stellen gemacht, wo der Gummi ein- oder abgerissen war oder länger stehende, feuchte Stellen im Holz Hinweise auf Undichtigkeiten gaben. Meine alten Volleyballknieschoner waren für die Knie dabei sehr hilfreich. Mit dem Haken können auch zu flache Rillen vertieft und gesäubert werden.

Für die neuen Gummis habe ich SIS 440 verwendet, da es ohne Primer auskommt. Um nicht anschließend doch wieder das Deck schleifen zu müssen, habe ich die zu reparierenden Rillen abgetapet. Nach dem Aushärten, den überstehenden Gummi abschneiden, das Tape entfernen und nur noch ein bisschen nacharbeiten. Sieht nicht aus wie neu, aber besser als vorher.

Wenn der Generator schon heraus ist, kommt man auch viel besser oder überhaupt an die Heizung heran. Wurde lange nicht gebraucht und funktioniert jetzt nicht mehr. Sie lief zwar an, schaltete dann aber ab. Aus dem Abgasrohr kringelte sich nur eine kleine blaue Wolke, das wars. Auch wieder so eine Backkistenaktion. Eng und nur mit Verwindung machbar. Das ganze Ding raus und nachsehen. Der Abgasauslass am Brenner war völlig verkokt und zu. Den schmierigen Ruß da raus, zusätzlich ein neues Brennersieb eingesetzt und das Maschinchen heizte wieder. Die Mühe wurde mit einem von vielen Sonnenuntergängen aus dem Bilderbuch belohnt.

Zwischendurch war das Belfast Hafenfest angesagt. Plötzlich war ich an meinem Ankerplatz umringt von weiteren Ankerliegern. Darunter ein paar größere Boote, mit Mastbeleuchtung und rotem Topplicht, die hier eigentlich ungewöhnlich sind. Leider ertrank alles im Regen und der Ankerplatz war nach einer Nacht wieder frei.

Der letzte Ganztagesjob war das Auswechseln des Steuerseils. Das Ersatzseil wird von Beneteau mit bereits angespleißten Metallbolzen geliefert. Das bedeutet, dass die Umlenkrollen komplett ausgebaut werden müssen, da das Seil mit den Bolzen so nicht einzufädeln ist. Die Rollen sitzen natürlich an Stellen, an die man besser als 5-Jähriger kommt, denn mit 65. Inzwischen weiß ich aber für jede Backskiste wie man sich dort am besten einfädelt und wie man sich dann in der Kiste auch noch drehen kann. Nicht immer einfach und manchmal auch mit Kollateralschäden verbunden. Entweder man reißt sich die Hose auf oder ein Kabel ab. Einmal mit dem stützenden Fuß abgerutscht, mit der Folge einer Platzwunde auf der Stirn von einem Verschraubungsbolzen. So geht es voran. Zum Abed ist dann die Steueranlage wieder funktionsfähig.

Ich will nicht alles aufzählen und schildern womit die Zeit auch noch gefüllt wurde. Es reicht vom Test aller Rettungswesten, über de Pflege des Außenborders, bis zum Nähen von Sandalen und dem Einbau eines neuen Gläserfachs. Man kommt ja sonst zu nix. Ab nächster Woche wird jedenfalls wieder gesegelt.