Am Morgen nach der Ankunft mussten wir von der Tanke weg an eine Mooring. Diue letzte, die noch frei war. Hafen und Bucht knüppeldick mit Booten belegt. Über Funk konnten wir mithören, wie nicht nur wir, sondern auch weitere ankommende Boote auf der Suche nach einem Platz vertröstet wurden. Die Damen im Marinabüro waren sehr bemüht, aber die Hauptsaison war angebrochen und alles mit den lokalen Charterern belegt. 80% der weltweiten Katamaranproduktion schien hier versammelt und wartete auf Kundschaft. Da bleibt für einen Monohull nicht mehr allzu viel Platz übrig. Uns wurde nach zwei Tagen empfohlen es in einer neuen Marina vor Fort de France zu versuchen. Ein Anruf sicherte einen Platz. Ein Teil der Crew segelt hin, der andere folgt mit dem Leihwagen.

Während unseres Ablegemanövers plötzlich Rufe vom französischen Nachbarschiff. Das  deutsche Schwesterschiff, vom Skipperteam, war mir vorher schon aufgefallen, da es für meine Ansicht sehr dicht vor dem Franzosen ankerte. Jetzt versuchte der gerade die treibende deutsche Yacht von seinem Schiff fern zu halten, was nur bedingt gelang. Der Anker der Yacht hielt nicht und das Schiff trieb am Franzosen vor in die Fahrrinne auf das dahinter liegende Flach zu. Anscheinend war niemand an Bord. So flitzten wir zu zweit mit unserem Dinghy hinüber und enterten den Dampfer. Das war offen, aber der Zündschlüssel steckte nicht. Da baugleich, war auch die Ankerwinsch gleich. D.h., die läuft nur, wenn die Maschine läuft. Nach einigem fummeln konnte dann manuell mehr Kette gesteckt werden. Alles, was da war, 50m. Damit hielt es dann. Das Schiff lag jetzt zwar mitten in der Fahrrinne, trieb aber nicht weiter aufs Flach. An den herumstehend Getränken bedienten wir uns nicht, sondern machten, dass wir selbst los kamen. Die 2 Stunden Einsatz fehlten uns nach hinten, sodass es in l`etange z`abricot zu einem Anleger im Dunkeln kam. Aus der Hafenfunke aber deutsche Töne. Unser Empfangskomitee mit dem Leihwagen hatte alles schon organisiert und wir wurden perfekt eingewunken.

Am nächsten Morgen stellt sich heraus, dass die Marina zwar neu und die Leute nett sind, aber es gibt keine Infrastruktur herum. Ohne Auto geht da wenig. Damit geht es jetzt zur Inseltour.

Fort de France hatte ich karibischer in Erinnerung. Auch hier inzwischen ein Kreuzfahrtanleger und die entsprechende Klientel unterwegs. Die Markthalle ist inzwischen voll darauf eingestellt. Wenig Obst und Gemüse. Viel Zeug für die Touristen. Das Tourismusbüro hat auf dem Weg zwischen Kreuzfahrtanleger und Markthalle Doppelposten stationiert, die den Weg weisen. So soll wohl keins der älteren Schäfchen, dass den Regenschirm des eigenen Gruppenführers aus den Augen verloren hat, den Anschluss verpassen und seinen Obolus zur Stärkung der heimischen Wirtschaft in der Markthalle abliefern. Damit der Weg in den engen Sträßchen  dafür frei bleibt patrouillieren parallel die örtlichen „Verkehrsstreitschlichter“ auf Rädern. So steht es jedenfalls auf Französisch auf ihren Rücken. Nach meiner Beobachtung schieben sie eher parkende Autos zur Seite, damit die Senioren frei die Straße queren können.

Also, Fort de France kein Muss.

Die Insel selbst ist üppig grün. Seit unserer Ankunft gehen immer wieder heftige, aber in der Regel kurze Regenschauer nieder. Alles dampft.

Unser Weg führt uns in eine Rumdestille. Wie sie auf der Insel mehrere zu besichtigen gibt. Mal mit, mal ohne Eintritt. Immer mit Verkostung. Oft mit Restauration. Hier schlägt dann Frankreich zu, weil meist Menü mit drei Gängen und preislich nicht auf Berliner Kneipenniveau. Jedenfalls kommt der geneigt Biertrinker hier auf den Rumpunschgeschmack.

Im Hafen ist das heutige Weihnachtssingen plakatiert. Ich frage mal nach, da ich Französisch nur raten und frei interpretieren kann. Tatsache, heute das bekannte Weihnachtssingen. Es kann etwas zum Büffet mitgebracht werden. Aber bitte keinen Alkohol. Wir wollen keine Betrunkenen und schenken selbst ein bisschen aus. So klärt mich die Hafenmanagerin auf.

Na, das kann ja was werden. Vom Schiff zur Bühne sind es keine 100m.

Zum offiziellen Beginn um 19.00 Uhr tut sich gar nichts. Da habe ich mich wohl im Datum vertan.

Gegen 21.00 Uhr swingt die Luft von Sambarythmen mit den Texten von Weihnachtsliedern. Ein volles Orchester mit 15 Musikern und Sängerinnen gibt sein Bestes. Der Publikumszustrom ist zwar überschaubar, aber alles schwingt die Hüfte. Der kostenlose Rumausschank ist auch frequentiert und es gibt die lokalen Spezialitäten frittierte Fischbällchen und kleine Blutwürste. Wohl um 4 Uhr gehen die letzten Betrunkenen nach Haus, so unser letzter aufrechter Sänger. Weihnachtssingen karibisch interpretiert.

Der nächste Tag bringt als Highlight, nach dem ein Strandausflug verschauert wird, den Besuch im Botanischen Garten der Insel. Wer sich dafür interessiert, hier werden viele der Pflanzen auf Martinique präsentiert. Einige davon endemisch. Was einem hier auch deutlich wird, dass der größte Teil der Insel Kulturlandschaft ist. Vor allem Bananen und Zuckerrohr. Drei Rundwege in den Regenwald werden hinter dem Garten angeboten und sind ausgeschildert. Die längste Runde, mit 1h ausgeschrieben, machen wir in 40 Min. . Völlig durchgeschwitzt stapfen die Segler durchs Unterholz.

In Summe sind die touristischen Highlights Martiniques überschaubar. An den Stellen mit Eintritt über 10,-€ haben wir gepasst. Der Reiz liegt sicher in der Landschaft und den Stränden. Beides erfüllt aber nur bedingt das karibische Klischee.