Die Rundreise durch die Azoren startet in Horta/Fajal und führt über Angra do Horismo/Terceira nach Ponta Delgada/San Miquel.

Alle besuchten Inseln scheinen seit meinen ersten Besuchen zu Beginn der 80-ziger Jahre außerordentlich von EU Geldern für die Infrastruktur profitiert zu haben. Offensichtlich wird das bei dem Vergleich  der Inselrundfahrten damals und heute. Die früheren Schotterpisten sind bei den Hauptwegen verschwunden und gut ausgebauten Straßen gewichen. Auf Terceira und San Miquel queren autobahnähnliche Ausbauten die Inseln.

 Konnte man in Horta nach einer Atlantiküberquerung hinter der einzigen Hafenmole nur ankern, so gibt es seit einigen Jahren eine geschützte Marina. Die Zahl der Übersegler hat im gleichen Maß beträchtlich zugenommen. Im gesamten Hafenbereich ist kaum noch ein freier Platz zu finden, um den obligatorischen „Tack“ des Bootes an der Hafenmauer zu hinterlassen. Unsere alten Bilder sind schon lange übermalt.

Die Institution Peter`s Cafe Sport existiert zwar immer noch, ist inzwischen aber zum nationalen portugiesischen Kulturgut aufgestiegen, dass es sogar, als Teil der Präsentation Portugals, auf die Weltausstellung geschafft hat. Vor kurzem feierte das Cafe 100 Jahre. Das Geschäft hat sich von der Cafe/Kneipe als Seglertreff des Atlantiks zum Multiunternehmen entwickelt. Das Cafe wurde zum Restaurant mit Terasse über dem Hafen. Der gerühmte Gin Tonic wurde deutlich schlechter. Für Reisegruppen gibt es sogar einen eignen Saal. Die Merchandisingprodukte werden nicht mehr am Tresen angeboten, sondern im separaten Laden mit Dependancen auf diversen Flughäfen in Portugal. Inzwischen ist wohl die gesamte Uferstraße links und rechts vom Cafe aufgekauft, um auch noch die Whale Watching Angebote unterzubringen.

Der Blick hinüber auf den Pico ist aber immer noch der alte.

Seit es mehrere Charterangebote auf den Inseln gibt, sind die Segler nicht automatisch auch über den Atlantik hierhergekommen. Es ist an den Booten, den Seglern und auch an den Hafenmanövern zu erkennen, wer hier chartert.

Die Inseln sind auch kein Geheimtipp für Wanderer mehr. Ganze Gruppen ziehen umher. Die wenigen Inselhotspots sind inzwischen für die Touristen ausgebaut. Einige verlangen Eintritt.

Trotzdem haben die Inseln noch nicht ihren Charme mit der Mischung aus Landschaft und Atlantik verloren.

Auf Fajal beginnt und endet die Hauptstraße rund um die Insel in Horta. Ohne Voranmeldung gibt es nur schwer einen Leihwagen. Teurer als auf den anderen Inseln ist er hier sowieso.

Mit erschrecken sehe ich im Supermarkt auf dem Grabbeltisch für Bücher „Mein Kampf“ liegen. Schlecht reagiert, weil ich mich nicht gleich beim Manager beschwert habe. Tage Später waren die Bücher weg.

Die Rundfahrt geht am Flughafen vorbei zum Ponta de Castelo Branco. Ein Vogelfelsen, den wir schon bei unserem Törn aus den USA passiert hatten. Heute lag hier eine gestrandete Yacht. Der nächste Stopp sind die Naturbadebecken im Lavagestein bei Varadouro. Jetzt sogar mit Bademeister.

Weiter geht es nach Capelinhos, der nordwestlichen Lavaecke der Insel. Der letzte Ausbruch in den 50-ziger Jahren hat Fajal um 3,5m² wachsen lassen, aber auch den Leuchtturm mit Asche verschüttet. Die Stelle ist inzwischen mit einem Museum touristisch ausgebaut und wird von den Ausflugsbussen angefahren. Nicht so angefahren wird die Molkereigenossenschaft CALF in Cedros. Hier lassen sich die lokalen Käsesorten verkosten und kaufen. „Aldinas Restaurant und Bar“ in Cascalho ist der Tipp der Einheimischen für Fischgerichte. Über Mittag voll mit Locals.

 Am Kreisverkehr in Conceicao führt die Straße hinauf auf die Caldera. Hier ist Optimismus angesagt. Auch wenn der Vulkan im Dunst liegt, lohnt sich die Auffahrt. Das Wetter wechselt dort oben im Halbstundentakt und damit die Aussicht in die Caldera und hinüber nach Pico.

Die Runde endet auf den Aussichtspunkten Ponto Panoramico, hier kann der man der Madonna eine Kerze spendieren, und Monte da Guia, nördlich und südlich des Hafens von Horta.

Auf dem Weg von Fajal nach Terceira ist vor allem auf die Wale zu achten. An der Ecke können sie  oft beobachtet werden. Leider steht einem dann eher der Mund offen, als dass ein Foto geschossen wird oder werden kann. Ansonsten herrscht zwischen den hohen Inseln Pico und Sao Jorge entweder Flaute oder es weht kräftig durch die Düse. Die Wolken hängen tief von Sao Jorge herab.

In Angra do Heroismo/Terceira ist noch mehr touristischer Betrieb, als auf Fajal. Die Insel, der Ort und der Flughafen sind einfach größer. Die Marina dagegen bietet nur einige Liegeplätze. Vorab reserviert werden kann nicht. Ist es voll, heißt es draußen ankern und auf einen Platz warten. Ein Liegeplatz direkt an der Hafenmole ist nicht zu empfehlen. Die Tide beträgt zwei bis drei Meter und es geht ein ständiger Schwell. Der trifft auch die Gastliegeplätze und es reißt schon heftig an den Festmachern.

Der alternative Hafen Praia da Vitoria neigt zur Versandung, bietet aber reichlich Ankerplatz hinter der großen Außenmole.

Auch auf Terceira führt die Inselrundfahrt im Uhrzeigersinn um die Insel, mit Abstechern auf die Berge in den Naturparks der Inselmitte. In den Parks befinden sich viele schöne Grillplätze. Fertig eingerichtet mit Tisch und Bank am gemauerten Grill. Oft auch mit einem Wasseranschluss.

Die Algar do Carvão, in der Mitte der Insel, ist eine der wenigen begehbaren Höhlen in einem Vulkanschlot. Bei Biscoitos an der Nordküste finden sich große Naturbadebecken in der Lava. Inzwischen gut frequentiert und bewacht. Rund um den Flughafen Lajes sieht es aus, wie an der Clayalle, als die Amis noch in Berlin waren. Typische amerikanische Wohngegend, für die ehemals zahlreich stationierten Soldaten-

Neugierig fragen wir uns, was denn heute in der Stierkampfarena los ist und geraten in das Training für Stier, Pferd und Torero. Hier bleibt der Stier am Leben und kommt wieder auf die Wiese.

Überall auf der Insel hat das Stiertreiben durch enge Ortsgassen Tradition. Es wird immer mit lauten Böllerschüssen angekündigt, damit sich alle hinter den verbarrikadierten Wohnungstüren und Fenstern in Sicherheit bringen können. Die Mutigen laufen vor oder hinter dem Stier her. Ein paar weißgekleidete „Profis“ bugsieren abschließend den Stier  an einem langen Strick wieder in die Transportbox. 

Das „Tasca das Tias“ in Angra ist der Tipp für frischen Thunfisch und Steak.

Auf dem Weg nach San Miquel drängen sich die Boote der Walbeobachter an der Ostspitze von Pico. Das Wasser ist glatt und so sind die Tiere schnell entdeckt und haben dann die Verfolgung durch rund zehn Boote zu ertragen. Dabei lassen sich schon Unterschiede im Verhalten der Bootsführe erkennen. Nach meinem Eindruck verhielten sich die Schlaucher respektvoller, als ein, zwei große Ausflugsschiffe, die schon mal mit schwarzer Dieselwolke dazwischen hielten.

In ganz frühen Morgengrauen liefen wir in Ponta Delgada ein. Auch hier steht der Schwell in den Hafen und so ist ein Liegeplatz in der ersten Reihe nicht unbedingt eine Empfehlung. Da lag ein schon etwas in die Jahre gekommenes britisches Schiff. Der plötzlich über den Hafen schwebende Dieselgeruch kam eindeutig von dort. Dazu schillerte es im Hafenwasser in allen Regenbogenfarben. Da der Geruch nicht nachließ und eher stärker wurde, war nicht nur ich derjenige, der sich auf die Suche nach der Quelle begab. Eindeutig der Brite. Er versuchte schon, mit verspritztem Spülmittel, der Sache Herr zu werden. Umsonst. Andere Segler und ich versuchten das zusätzlich ebenfalls. Schwierig. Ein echtes Donnerwetter ging hernieder, als er erzählte, er hätte seinen ausgelaufenen Diesel aus der Bilge mit der Lenzpumpe abgepumpt. „Stupid idea!“ Uns ging langsam das Spüli aus. Nach einer Weile kam er wieder und hatte wohl im Supermarkt das Regal mit dem Geschirrspülmittel geräumt, das er jetzt verteilte.  Dazu noch ein paar Weinflaschen, die aber keiner wirklich haben wollte. Zum Schluss war dann alles aus den Augen, aber nicht aus dem Wasser.

Am Abend des Wochenendest tobte in Ponta Delgada das Fest des Meers. Die Altstadt war geschmückt und beleuchtet. Die Wein- und Bierstände zapften zur Livemusik.

Die Insel selbst ist sicher der touristische Hotspot der Azoren. Weit entfernt vom Ballermannniveau, besucht von vielen Wanderern, Whalespottern und ab und an einem kleinen Kreuzfahrtschiff.  Die obligatorische Inselrundfahrt verteilt sich, wegen der Größe der Insel, auf zwei Tage. Der östliche Teil mit seinen heißen Quellen und Wasserfällen, den Teeplantagen und dem „Cocido do Furnas“ in Furnas. Ein Eintopf, in großen Töpfen in heißer Vulkanerde gegart. In den Topf kommt alles, was die Insel an Gemüse und Fleisch so hergibt. Morgens in die heiße Erde gebuddelt, mittags herausgeholt und in den einschlägigen Restaurants auf großen Platten serviert. Alles hat ein leicht schwefliges Aroma, zerfällt aber auf der Zunge. Serviert in Portionen, dass man anschließend eigentlich den Pflug auf dem Acker selbst ziehen müsste.

Der Ausflug zum westlichen Teil der Insel führt zum Lago Azul und den Lavabadebecken Mosteiros.

Aber vor allem, durch enge Straßen mit blühenden Hortensien in weiß, blau und rot.

Unglaublich!

Die Empfehlung für frischen Fisch ist das „O Pescador“ in Rabo de Peixe.

Nicht alle Inseln waren oder sind nach meiner Erfahrung für Segelboot mit einem Tiefgang von 2,30m geschützt anzulaufen. Dazu gehören Pico, besser mit der Fähre von Horta zu erreichen, Sao Jorge, wenig Platz und Graciosa, nur eine Mole oder offener Ankerplatz. Der Hafenmeister auf Sao Pedro fällt einem dagegen fast um den Hals, wenn man mal kommt. Auf der kleinen südöstlichen Insel ist Seglerbesuch eher selten. Die Insel gilt es noch zu entdecken.

Aus meiner Sicht lohnen die Azoren die lange Anreise auf jeden Fall.