Der nächste Törn führte wieder von Martinique zu den Tobago Keys und zurück. Mit etwas anderen Vorzeichen, als der gleiche Törn zuvor. Ein bisschen mehr externes Amüsement war angesagt, mit parallelem Schrauben am Generator.

Der erste Ritt führte für zwei Tage in die Marigot Bay. Tags bieten der „Turtle Man“ und der „Nikolaus“ (wegen der immer noch getragenen Weihnachtsmannmütze) ihre Dienste, Obst und Souvenirs an. Eine Banane zum Kosten und man ist im Geschäft.

 Dann fluten die voll besetzten Großkatamarane vorbei. Alle Touris stehen mit ausgestreckten Armen und richten die Handys und IPads zum Fotoschuss nach vorn. Der Kat dreht eine Runde vor der Sandbank und ab geht es zum nächsten Höhepunkt für die Kreuzfahrer. Man muss ja zum Buffet auf dem Schiff zurück sein.

Zum Abend wird es aber nur bedingt beschaulich, da aus drei Richtungen die Live Musik aus den Bars schallt. Soviel zur lt. Reiseführer „schönsten Bucht der Karibik“. Das war einmal, finde ich. Das abgesehen vom Kriminal Report, indem die Marogot Bay leider auch immer wieder auftaucht.

Weiter nach Bequia.

Einklarieren für die Grenadinen. Alle Schalter im gleichen Haus. Kein Problem.

Ein Tauchgang war gebucht.

Für mich ein kühles Bier am zentralen Platz mit Blick auf das Geschehen.

Hier liegen die kleineren Kreuzfahrer. Der russisch Englisch sprechende Mann im Overall und Rettungsweste hatte uns am Dinghi Anleger schon auf die Seiter gescheucht, damit die anlandenden Rettungsboote des Kreuzfahrers Platz zum Ausladen hatten. Im Gänsemarsch ging es dann zu den offenen Off-Road Taxis. Immer schön sechs Touris auf die Sitzbänke der Ladefläche und ab. Die Verwegenen hielten noch die Pads an Selfistangen heraus. Einige, mehr die reifere Jugend, klammerten sich, nach dem Hieven auf die Sitzflächen, an ihre Hunde oder umgekehrt. Inzwischen hatte ich mal das Schiff gegoogelt. Es war vom Aussehen eher ein Riss aus einer sehr alten Welt. So war es auch. 1968 in Rostock gebaut. 1993 ein Refit. Seitdem unterwegs. Interessant die sonstigen Seiten im Netz. Der Reiseanbieter schwärmte in den höchsten Tönen vom angebotenen Luxus. Die Kommentarseiten sahen da anders aus.  „Abgewohnt, ungepflegt, unfreundliches Personal, technische Störungen“. Alles gipfelte in der Zusammenfassung „das Grauen hat einen Namen“. Der bleibt hier jedoch ungenannt.

Bei mir an Bord ist wenigstens nur Einer ab und an muffelig.

In den Keys gab es dann wieder die Schildkröten, viel Unterwasser zu sehen und ein Barbeque am Strand.

Unser Lehrgeld dafür haben wir bei „Mr. Best Price“ gezahlt.

Ein Barbeque am Strand sollte es sein. Eindringlicher Hinweis vorher, alles genau zu verhandeln. Am Morgen war dann im Schiff von draußen das Verkaufsgespräch zu hören.

„Barbeque?“ „Okay.” „With fish or Lobster?” “Both. How much will it cost?” “How many persons?” “Three.” “It will be 140 EC.”

Na dann mal los.

Vom Schiff abgeholt und um die Ecke an den Strand gefahren. Meine Bedingung war, alles im Hellen, damit ich sehe, was da angeboten wird. Alles gut. Garküche und Grill am Strand aufgebaut. Davor Holzische und Bänke eingedeckt. Nach Anbieter streng getrennt. Der Fisch auf dem Teller übersichtlich und nichts Besonderes. Die Lobsterhälfte pro Nase groß und vom Grill.

Noch ein bisschen Small Talk mit Mr. Best Price und gute Stimmung, bis es ans Bezahlen ging. Da waren dann knapp 700 EC aufgerufen, ca. 250 €. Natürlich war der Diskussionspunkt der vereinbarte Preis von 140 EC. Da war nicht die Ansage gekommen: „Pro Person“, wie behauptet. Es war aber auch nicht nachgefragt worden, da durch die Nachfrage: „Für wie viele Personen?“, der Schluss auf den Gesamtpreis gegeben war. Das war der Trick. Erschwerend kam hinzu, dass wir selbst nach dem Umdrehen aller Portemonnaies und Taschen nur knapp 500 EC zusammenbrachten. Da war die Stimmung nicht mehr ganz so chillig. Es gab aber einfach nicht mehr Bares. Weder am Mann noch an Bord. Von einem Geldautomaten auf der Insel ganz zu schweigen. Wir waren blank. Nach einer halben Stunde Diskussion setzte sich dann auch der Gedanke durch. Wir mussten nicht zum Schiff zurück schwimmen und Mr. Best Price hat trotzdem noch seinen Schnitt gemacht.

Mit Fug und Recht konnten wir allen weiteren Händlern am Schiff sagen: „ No business today, because we are running out of money.“ Da wussten aber wohl schon alle Locals schon Bescheid.

 

Parallel dazu entwickelte sich das Problem mit dem Generator zur echten Herausforderung. Er lief tadellos, bis mir eine rote Warnlampe sagte, dass wohl der Kühlwasserzulauf verstopft ist und ich ihn abstellte. Seitdem springt er nicht wieder an. Der Anlasser macht nur hässliche Geräusche. Alles Mögliche durchgetestet und ausprobiert. Der Anlasser muss mit nach Berlin und vom Fachmann getestet werden. Gut, da sich da die Crew auskennt und beide versierter Schrauber sind. Nervig, dass damit mein Energiekonzept für die Ankerbuchten nicht mehr funktioniert. Mit der Hauptmaschine die Batteriebänke zu laden ist einfach nervig und langwierig.

Zurück ging es dann über die Rodney Bay/St. Lucia.

Freitags ist hier im Fischerort „Jump up“. Alle Kneipen offen, alle Grills an. An der einzigen Straßenkreuzung wird ein Monsterlautsprecherturm aufgebaut und dröhnt am Abend über die Ankerbucht. Ich beobachte, wie von allen Seiten Schlauchboote, beladen, bis an die Grenze, wo ich um Mensch und Material fürchte, dem Strand zustreben. Später schießt die Polizei mit Blaulicht aus dem Hafen und patrouilliert zwischen den verlassen Boote. Aha!!!

Am nächsten Morgen kann ich die Rolle des Seniors an Bord ruhig an Jüngere abgeben. Der Tinnitus von der Mucke ist so nachhaltig, dass am Frühstückstisch Gespräche, wie im Seniorenheim ohne Batterien geführt werden müssen.

Flott ist der Ritt zurück nach Martinique.

Das Schiff wird für einen Flug nach Berlin in der Marina Apricot eingeparkt.