Pünktlich um 8 Uhr ertönt das Trompetensignal über die Militärbasis gegenüber der Marina. Das ist wohl auch das Signal für die Kreuzfahrtschiffe daneben mit den Durchsagen über die Bordlautsprecher zu beginnen, die die gebuchte Tagestour zum Kennedy Space Center koordinieren sollen. Die Schiffe geben sich am Kreuzfahrterminal quasi die Festmacher in die Hand. Am frühen Morgen ankommen, dann die Tagestour und abends wieder raus. Aufregendes Kreuzfahrerleben. Bis zu drei der Schuhkartons waren gleichzeitig da.

Wie auf der Perlenschnur aufgereiht kommen mir die Sportboote entgegen, die in Norfolk den Einstieg in den Intracoastal Waterway Richtung Süden machen, während ich den Weg in den Atlantik nehme. Aber auch nicht allein. Teile von Trumps Marine laufen ebenfalls aus. Dabei wird einiges aufgeboten. Vom Versorger, über Lenkwaffenzerstörer, bis hin zum U-Boot.

Obwohl die Sonne über der Manhasset Bay und Port Washington scheint, wird es nachts schon ziemlich frisch. Die nordischen Gänse bevölkern jetzt die Bucht und grasen auf den umliegenden Wiesen und Feldern. Ein Zeichen dafür, dass der Winter aus dem Norden langsam näher rückt. Da sollte auch ich mich zum „Snow Bird“ machen und Richtung Süden aufbrechen. Als „Snow Birds“ bezeichnen die Amis die Bootsleute, die vor dem Winter in den Süden ziehen.

Tage mit Sonne im Hochdruck, daher ohne Wind. Delfine und Seehunde sind meine Begleiter. Immer wieder umkurven die Fischer die Bojen ihrer ausgelegten Hummerkörbe. Einige bieten mir ihren frischen Fang an. Verlockend, aber ich weiß inzwischen, dass der Kamerad nicht nur in gesalzenes Wasser geworfen werden muss, sondern, dass das Wasser auch anschließend weiter sprudelnd kochen sollte, um sich halbwegs waidgerecht zu verhalten. Abgesehen von der passenden Topfgröße, bekomme ich das mit Bordmitteln nicht hin. Dazu hat der Herd zu wenig Power. Schade.

Der Rückflug zum Schiff führt mit Zwischenstopp in Island, über Grönland nach Boston. Das der Flug mit der Zeit geht, ist es beim Überflug von Island und Grönland noch taghell und auch teilweise wolkenlos. So habe ich von oben einen fantastischen Überblick über die Menge der Eisberge und Schollen, die schon vor Island in der Dänemarkstraße unterwegs sind und noch mehr vor der Ostküste Grönlands und in dessen Buchten. Wenn ich mir dazu die veröffentlichten Eiskarten ansehe, die das nicht darstellen, kommen mir Zweifel, einen Törn mit einem Kunststoffboot, mit freistehendem Ruder, dorthin zu machen.

Ich weiß ja nicht, wie der New Yorker einkauft, aber anscheinend hatten wir den Weg, wie man zu einem größeren Einkauf ohne Auto oder Taxi kommt nicht entdeckt. Uber als Taxi ist da auch nicht immer die Lösung. Finanziell sicher eine Alternative zum Yellow Cab. Problematisch wird es nur, wenn sich die privaten Fahrer, die da kommen, auch nicht auskennen. Wenigstens lernt man aber so interessante Einheimische kennen. Schlussendlich waren wir für den Törn nach Maine versorgt.

Los ging es mit eine privaten Hafenrundfahrt über den Hudson, zur Freiheitsstaue, rund Manhattan und dann den East River hinauf. Immer im Slalom zwischen den vielen Fähren. Unter der Brooklyn Bridge wurden wir noch von einem Crewmitglied des vorherigen Törns fotografisch abgeschossen.

New York, New York, was soll man, selbst als Berliner, zu dieser Stadt sagen.

Unter seglerischen Aspekten fallen mir zwei Sachen ein. Zum einen sind seit Sandy Hook alle Lateraltonnen als Glocken- oder Heultonnen ausgelegt. Da kenne ich in der gesamten Ostsee nur eine, die vor Laboe. Das ist ein Indiz dafür, mit wie viel Nebel hier zu rechnen ist. Kardinaltonnen gibt es keine. Das Zweite sind die ausgesprochen flachen Gewässer in und um die Stadt. Jede Menge Sandbänke, incl. der Ankermöglichkeiten vor der Freiheitsstatue.

Die neue Crew ist da. Der Weg führt über beschauliche Ankerplätze die Chesapeake Bay hoch bis nach Annapolis. Annapolis selbst ist das Mekka des Segelns in der Bay. Jede Menge Marinas und Betriebe um den Wassersport. Gleichzeitig großes Navy Ausbildungszentrum und drum herum ausgesprochen beschaulich. Gleich schulklassenweise empfangen ältere Herrschaften in historischer Kleidung Kinder und Jugendliche am Hafen und beginnen ihren Geschichtsunterricht vor Ort.